Als gebürtiger Lungauer haben Berge schon seit meiner Kindheit eine besondere Rolle in meinem Leben gespielt. Doch seit ca. 10 Jahren hat mich ein Berg besonders in seinen Bann gezogen, der Hochkönig. Jeden Tag aufs Neue bin ich von diesem Anblick begeistert. Aufgrund vieler „Ausreden“ (wahrscheinlich mein innerer Schweinehund) musste die Besteigung aber immer wieder verschoben werden.
Nun war es endlich soweit: Mit meinem sehr guten Freund und Aktiv-Partner des Hotels Christoph Portenkirchner (Porti-Guides) als Guide wagte ich die Besteigung des Hochkönigs. Jedoch nicht als „einfache“ Tour über das Arthurhaus und die Mitterfeldalm zum Matrashaus, sondern über eines der Wahrzeichen des Hochkönig-Massivs, den Teufelslöchern. Gott sei Dank wusste ich im vorhin nicht, was mich auf dieser Tour erwartet, ansonsten wäre mir wahrscheinlich wieder eine Ausrede eingefallen.
Gestartet sind wir bei völliger Dunkelheit um 05.30 Uhr in Hinterthal. Bewaffnet mit unseren Stirnlampen starteten wir den Aufstieg zur Bertgenhütte auf 1.846 m. Diese erreichten wir nach knapp zwei Stunden über einen schönen Steig. Nach einer kurzen Rast ging es weiter Richtung Teufelslöcher, der Name steht hier bestimmt auch für den überaus teuflischen Aufstieg, der zwar ohne Seil machbar ist, jedoch wird einem bereits hier alles abverlangt. Mit Höhenangst hat man auf diesem hochalpinen Steig nichts verloren. Seinen Mut muss man auf den folgenden 2,5 Stunden bis zu den Teufelslöchern nicht nur einmal beweisen. Belohnt wird man jedoch auf jedem Zentimeter. Der Ausblick auf die Region (mittlerweile ist die Sonne bereits aufgegangen) lässt jedes Herz höherschlagen. Die Stille der langsam aufwachenden Natur lässt dich wieder zu deinem Ursprung zurückkehren. Ein unbeschreibliches Gefühl der Freiheit wird ausgelöst.
Die Teufelslöcher
Endlich bei den Teufelslöchern angekommen, sind die Strapazen sofort vergessen. Dieser Anblick ist unfassbar. Was die Natur hier geschaffen hat, ist einfach sagenhaft. Kein Wunder, dass diese Löcher in der Sage der Übergossenen Alm ihre Erwähnung finden.
Hinter den Teufelslöchern erblickt man zum ersten Mal, in weiter Ferne, das Matrashaus. Auch ein Teil der letzten Stücke des Gletschers, von dem unser Hotelname stammt, ist zu sehen. Hier erfahre ich, dass vor 30 Jahren noch ein kompletter Überstieg über den Gletscher zum Matrashaus möglich war. Nun geht man die meiste Zeit auf Geröllpfaden in Richtung Matrashaus. Ein wirklich bedenkliches Zeichen des Klimawandels macht sich hier sichtbar.
Nach ca. 3 Stunden Berg auf/Berg ab und über Schneefelder habe ich endlich meinen Traum erfüllt. Wir stehen nach anstrengenden 7,5 Stunden Gehzeit beim Matrashaus, dem höchsten Punkt des Hochkönigs auf 2.941 m.
Getrübt wird meine unbeschreibliche Freude nur vom leider aufziehenden Nebel der eine Sicht Richtung Dienten bzw. aufs Übergossene Alm Resort unmöglich macht. Eigentlich sehr gemein, wenn man bedenkt, welche Strapazen ich auf mich genommen habe, nur um diesen Blick zu genießen.
Stein, Stein, Stein
Nach einer Stärkung im Matrashaus machen wir uns für den Abstieg fertig. Der Hüttenwirt Roman erzählte uns dabei noch einige Anekdoten der letzten Tage. (Kleiner Tipp: unbedingt die Facebook Seite des Matrashauses liken) Was hier oben alles passiert, glaubt man kaum. Als Hüttenwirt des Matrashauses muss man wirklich ein Idealist sein. Roman, mit seinem besonderen Sarkasmus, ist wie geboren dafür.
Mit schweren Beinen starten wir nun den Abstieg vom Matrashaus. Soweit das Auge reicht nur Stein, Stein, Stein. Eines habe ich nach den ersten Metern schon gelernt, auch beim Abstieg musst du immer 100% konzentriert sein. Einmal in Gedanken und schon bereut man es.
Nach ca. 2 Stunden über riesige Felsen und kleine wacklige Steine erreichen wir die Torsäule, der letzte kritischen Abstiegspunkt. Hier hören wir auch schon das erste Donnern des immer näherkommenden Unwetters. Jedoch wird mir versichert, dass der Abstieg ab hier kein Problem mehr ist.
Gott sei Dank blieb es nur bei ein paar Tropfen und so kam es noch zu einigen Begegnungen mit Gämsen, die überhaupt keine Angst vor uns zeigten. Wir fühlten uns sogar beobachtet (wahrscheinlich haben sie mich aufgrund meines schmerzverzerrten Blickes ausgelacht). Nach fast 10 Stunden Gehzeit aber auch kein Wunder.
"Ich hatte es geschafft"
Die letzte halbe Stunde vor der Mitterfeldalm marschierten wir wieder auf einem schönen Steig, der endlich ein bisschen weniger Konzentration erforderte. Nun beginnt Christoph von den besten Nussstangerl der Region Hochkönig zu schwärmen. Mir läuft wirklich schon das Wasser im Mund zusammen. Die Mitterfeldalm liegt wunderschön am Fuße des Hochkönigs und ist als Wanderziel leicht erreichbar bzw. als erste Zwischenstation für die Hochkönig Besteiger sehr beliebt. Gott sei Dank hatte die Hüttenwirtin noch ein paar Nussstangerl für uns ausgehungerte Wanderer über. Auf der Terrasse mit traumhaftem Ausblick, einem kühlen Radler und dem wirklich sagenhaften Nussstangerl sind die letzten Stunden Gehzeit wie weggeblasen. Nach dieser letzten Stärkung erwarteten uns die letzten 30 Minuten auf einem relativ steilen Forstweg. Als das Arthurhaus um ca. 18.00 Uhr abends (Der Abstieg dauerte ca. 4 Stunden) endlich sichtbar war, waren meine Schmerzen schon fast zum Schreien.
Aber ich hatte es geschafft.
Da das Arthurhaus unser Endziel war, erwartete uns schon das Taxi zurück nach Hause und danach ging es gleich in mein geliebtes Bett. Sogar in meinen Träumen marschierte ich danach noch weiter. Mein persönliches Fazit: Ein Erlebnis, dass ich nie vergessen werde. Die Strapazen haben sich jede Sekunde gelohnt. Ein unglaubliches Gefühl am höchsten Berg dieser unfassbar schönen Region Hochkönig zustehen. Gerne wieder, nur vielleicht nicht mehr als Tagestour.
Danke an alle, die mir diesen Tag ermöglicht haben.